Mittwoch, 5. März 2014

Großtrappenschutz mit Hund und Falle

Das Ergebnis der vergangenen Brutzeit spricht  für sich: Gerade mal ein Großtrappen-Küken hat es 2013 im Europäischen Vogelschutzgebiet „Fiener Bruch“ geschafft, flügge zu werden. In den beiden anderen Großtrappengebieten sieht es nicht viel besser aus.

Junge Großtrappen während ihrer Auswilderung ins EU-Vogelschutzgebiet Fiener Bruch. Quelle: Archiv Förderverein Großtrappenschutz e.V.
Die Großtrappen sind bundesweit von einer bestandserhaltenden Nachwuchsrate weit entfernt. Nur durch die intensive Schutzarbeit des Fördervereines Großtrappenschutz e.V. mit zahlreichen Auswilderungen von Handaufzuchten der Staatlichen Vogelschutzwarte Brandenburgs konnte die Großtrappe vom Aussterben bewahrt werden. Bis heute hat sich der Bestand bundesweit auf etwa 170 Tiere erholt. Dennoch  zählt die Art weiterhin zu den am stärksten bedrohten Arten des Landes.
Erst wenn sich eine natürliche, bestandserhaltende Nachwuchsrate eingestellt hat, können Großtrappenschützer aufatmen. Für die Nachwuchsprobleme sorgt, neben der intensiven Landnutzung, seit
Anfang der 1990er Jahre vor allem ein stark angestiegener Prädationsdruck. Dieses Schicksal teilen die Trappen mit zahlreichen anderen Bodenbrütern und Niederwildarten.

Untersuchungen mit Thermologgern in den beiden Brandenburgischen Großrappengebieten haben beim Kiebitz und dem Großen Brachvogel gezeigt, dass es überwiegend nachts zu Verlusten von Gelegen kommt. Dieses Ergebnis lässt sich direkt auf die Situation im Fiener Bruch übertragen. Als nächtliche Nesträuber sind hierbei keinesfalls nur die heimischen Raubsäugerarten wie Fuchs, Dachs und Marder zu nennen, sondern auch die Neozoen wie Waschbär, Marderhund und Mink. Zahlreiche Beobachtungen belegen, dass tagsüber zusätzlich Rabenvögel für Gelege- und Kükenverluste sorgen.

Großtrappenhenne mit Küken am Huderplatz im Fiener Bruch – Ein Anblick der bisher noch viel zu selten ist! Quelle: Archiv Förderverein Großtrappenschutz e.V.
Dass die Senkung des Prädationsdrucks die Nachwuchszahlen steigen lässt, zeigen fuchssichere Einfriedungen in den verbliebenen Brutgebieten der Großtrappe. Auf jeweils etwa 20 ha sorgen sechs massive Zaunanlagen dafür, dass ein Großteil der Prädatoren ausgeschlossen wird. Ein Bonus, der nicht nur vom überwiegenden Teil der Großtrappenhennen zur Brut und Kükenaufzucht angenommen wird, sondern auch von anderen Bodenbrütern wie dem Kiebitz und der Sumpfohreule.

Der Vergleich der Reproduktion von Großtrappen im Freiland und innerhalb der fuchssicheren Einfriedung im  SPA „Havelländisches Luch“ (1990-2011) zeigt deutlich, dass der Ausschluss von Raubsäugern durch den Schutzzaun einen positiven Einfluss auf den Schlupferfolg und die Zahl flügge werdender Küken hat. Quelle: Staatliche Vogelschutzwarte Brandenburg
Die hohe Zahl generalistischer Beutegreifer und deren zum Teil deutlich erhöhte Dichte, machen es unmöglich, die Großtrappe alleine durch die Optimierung der Grünlandflächen und eine trappenfreundliche Landnutzung  zu erhalten.  Zum Schutz der Großtrappe im Fiener Bruch stellte das Land Sachsen-Anhalt für den Zeitraum von 2009 bis 2014 Fördermittel aus dem Europäischen Landwirtschaftsfond zur Verfügung. Unter Verwendung dieser Gelder koordiniert der Förderverein Großtrappenschutz e.V. das „Schutzprojekt Großtrappe“ im Fiener Bruch. Bei der Umsetzung von Maßnahmen zur Wiederherstellung eines trappenfreundlichen Lebensraumes im Niederungsgebiet, setzt der Verein auf die Zusammenarbeit mit den ansässigen Landwirtschaftsbetrieben und den Jägern. Bis zum Jahr 2014 ist es mit vereinten Kräften im Fiener Bruch  gelungen, die Zahl der Vögel wieder auf gut 60 Tiere zu erhöhen. Kurzfristig ein großer Erfolg, langfristig jedoch muss die Zahl der flüggen Jungvögel im Freiland gesteigert werden. Um zukünftig auf eine  künstliche Bestandsstützung durch Auswilderung verzichten zu können, ist seit 2011 ein umfassendes Prädationsmanagement Teil des Schutzprojektes.

Um die Zahl der Gelege- und Kükenverluste im Freiland zu senken, muss die Zahl der potentiellen Eierdiebe vor Beginn der Brutzeit maximal gesenkt werden. Dies ist nur mittels einer intensiven Raubwild-Bejagung im Kernlebensraum der Großtrappen zu erreichen. Um ausreichend effektiv zu sein, sind die Fangjagd sowie die Baujagd Teil des Bejagungskonzeptes. Im Jahr 2011 wurden die ersten 24 Holzkastenfallen an die Inhaber der vier involvierten Jagdreviere verteilt.

Auf künstlich hergestellten Grabenübergängen haben die Holzkastenfallen die meisten Fänge gebracht. Quelle: Eike Mross
Beködert und in den wenigen Hecken- und Baumreihen des Fiener Bruchs aufgestellt, brachten sie schnell und häufig Fangerfolg beim Waschbär ein. In den überwiegend mit Kiefern und Robinie bestockten Randbereichen des Niederungsgebietes brachten die Holzkastenfallen mit Ei beködert auch einige Marderfänge. Am erfolgreichsten fingen die Holzkastenfallen allerdings unbeködert, auf Bohlen oder Brücken stehend über den Entwässerungsgräben des ehemaligen Niedermoores. Die Hinzunahme von 12 Betonrohrfallen im Jahr 2012  steigerte die Zahl der Fänge von Füchsen und Marderartigen. Im Spätsommer und Herbst mit Trockenobst und Ölsardinen beködert, erzielten die Wippbetonrohrfallen auch zahlreiche Fänge von Waschbär- und Marderhund. Drei der vier beteiligten Jagdreviere verringerten den Raubwildbesatz bereits in 2011 und 2012 zusätzlich mittels der Bejagung einiger Baue. Raubwild, das bisher nicht in die Falle gegangen war, konnte so gezielt erlegt werden.

Die Baujagd ermöglicht es, gezielt solche Beutegreifer zu bejagen, die sich nur schwer in der Falle fangen. Quelle: Eike Mross                  
Resultierende Streckenzahlen zeigten, dass die Kombination aus Fang- und Baujagd bereits zu einer deutlichen Erhöhung der Raubwildstrecke im Lebensraum der Großtrappen geführt hat. Sicherlich soweit ein erfreuliches Ergebnis; aber entscheidend für den Bruterfolg der Zielarten ist es nicht, wie viele Beutegreifer im Jagdjahr zur Strecke kamen, sondern wie viele Prädatoren während der Reproduktionszeit noch im Gebiet verblieben sind. Zahlreiche Raubwildsichtungen während der Brutsaison 2012 verwiesen auf die Notwendigkeit, die Prädatorenkontrolle im Fiener Bruch noch deutlich zu intensivieren.

Aus diesem Grund erhöht der Förderverein im aktuellen Projektjahr 2013/14 die Anzahl der
Fallen im Fiener Bruch auf 117 Fangeinrichtungen. Hinzu kommen nicht nur weitere 20 Betonrohrfallen, sondern auch Kofferfallen, Eiabzugseisen in Fangbunkern und Kunstbaufallen. Alle Fangeinrichtungen werden mit elektronischen Fangmeldern ausgestattet und informieren unverzüglich über jeden Fang. Um die örtlichen Jäger bei der zeit-und arbeitsintensiven Fangjagd zu unterstützen, wurde im Schutzprojekt zusätzlich eine halbe Berufsjägerstelle geschaffen. Seit Oktober 2013 ist Revierjäger Paul Rößler damit beschäftigt die neuen Fallen gemeinsam mit den Revierinhabern aufzubauen und alle bereits stehenden Fangeinrichtungen maximal fängisch zu halten. Auf die Intensivierung der Baujagd ist Teil des Schutzkonzeptes. Als erfahrener Baujäger und Führer geprüfter Parsen Russel Terrier strebt RJ Paul Rößler eine möglichst flächendeckende Bejagung der Baue im Spätwinter an. In der Zeit bevor die Fähen mit dem Wölfen und Zutragen von Beute für den Nachwuchs beginnen, ist die Baujagd zur Senkung des Raubwildbesatzes besonders wirkungsvoll. Schließlich geht der höchste Prädationsdruck auf bodenbrütende Vogelarten von zutragenden Fähen aus, da diese weit über ihren eigenen Bedarf hinaus Beute machen müssen.

Die Bejagung der Baue hilft dabei den Raubwildbesatz im Lebensraum der Großtrappen zu senken.  Quelle: Eike Mross   

Autor:
Dorothée März
Förderverein Großtrappenschutz e.V.
Projektkoordination Fiener Bruch
Hof Königsrode, 39307 Tucheim
Mobil: +49 174 71 41 683
Email: dorothee.maerz@grosstrappe.de






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