Samstag, 27. Juli 2013

Seeadler-Ablenkfütterung für Großtrappenschutz

Das europäische Vogelschutzgebiet Fiener Bruch und dessen Umland sind Lebensraum des letzten Großtrappen-Vorkommens in Sachsen-Anhalt. Noch bis Anfang des 20. Jahrhunderts zogen ab Ende März die Jäger zur Pirsch auf den balzenden Großtrappenhahn.
Heute wäre das undenkbar, denn das bis zu 16 Kilogramm schwere Flugwild zählt zu den am stärksten gefährdeten Arten Deutschlands. In Sachsen-Anhalt war die Trappe um die Jahrtausendwende kurz davor gänzlich zu verschwinden.

Foto 1: Wildkamera-Aufnahme der Ablenkfütterung des Fördervereines Großtrappenschutz e.V. auf dem TÜP Altengrabow. Foto: Förderverein Großtrappenschutz e.V.
Nur durch intensive Schutzbemühungen konnte sich der Großtrappenbestand im Fiener Bruch bis heute wieder auf rund 30 Individuen vergrößern. Deutschlandweit zählt der Großtrappen-Bestand im Jahr 2013 wieder knapp 140 Tiere.
Eine wichtige Säule des Schutzprojektes „Großtrappe“ im Fiener Bruch ist die Auswilderung von jungen Großtrappen, die in der Staatlichen Vogelschutzwarte Brandenburgs künstlich erbrütet und aufgezogen wurden. Die Auswilderung von Jungtrappen bewährte sich in den vergangenen Jahren als Methode zur Bestandsstützung sehr gut. 

Während der Eingliederung der Jungvögel in den vorhandenen Wildbestand kam es in der Vergangenheit allerdings immer wieder zu Beutezügen von Seeadlern auf die anfangs noch unbeholfenen Jungtrappen. Um in Zukunft während der Auswilderung weitere Verluste durch den Seeadler zu vermeiden, richtete der Förderverein Großtrappenschutz e.V. im Januar 2012 auf dem nahe gelegenen Truppenübungsplatz Altengrabow eine Seeadler-Ablenkfütterung ein. 

Finanzielle gefördert wurde die Maßnahme mit Mitteln der Jagdabgabe des Landes Sachsen-Anhalt. Mit der Ablenkfütterung sollen die Adler beschäftigt und vor allem gesättigt werden, die bisher regelmäßig zu den Großtrappen ins Fiener Bruch geflogen sind. Bestückt wird die zwei Hektar große, eingezäunte Ablenkfütterungsstelle ausschließlich mit Schalenwild. 

Da Bleireste in den Wildkörpern ausgeschlossen werden sollen, finden hierbei lediglich Fallwild und Unfallwild Verwendung. Sowohl die Kontaktaufnahme mit den hiesigen Jagdausübungsberechtigten zur Beschaffung der Wildkörper als auch deren Abholung aus den umliegenden Jagdbezirken erfolgen durch Dorothée März, Koordinatorin des Projektes „Großtrappe“ im Fiener Bruch.

Foto 2: Wildkamera-Aufnahme eines Seeadlers an der Ablenkfütterung des Fördervereines Großtrappenschutz e.V. auf dem TÜP Altengrabow. Foto: Förderverein Großtrappenschutz e.V.
Ein Probebetrieb der Ablenkfütterung während der Monate Januar und Februar 2012, noch vor Beginn der Auswilderungszeit, verlief erfolgreich. An der Ablenkfütterungsstelle konnten schon nach kurzer Zeit mindestens zwei adulte, sowie mindestens zwei junge Seeadler durch Sichtung und Wildkamera-Aufnahmen nachgewiesen werden. Die Abfrage der Beringungsdaten bei der Beringungszentrale in Hiddensee hat ergeben, dass einer der ausgewachsenen Adler im Jahr 2004 in Eutrich (Bautzen, Sachsen) als Nestling beringt worden war. Der zweite adulte Adler war 2009 ebenfalls als Nestling in Schierau (Anhalt-Bitterfeld, Sachsen-Anhalt) beringt worden.

Parallel zur Großtrappen-Auswilderung im Fiener Bruch lief der Ablenkfütterungsbetrieb von Anfang Juli bis November 2012 erneut. Mindestens sechs Seeadler konnten in dieser Zeit immer wieder am Fütterungsplatz dokumentiert werden; darunter mindestens vier Jungadler. Im Fiener Bruch wurden unterdes Seeadler zwar mehrmals beobachtet, aber zu einem Beutezug auf die Trappen kam es jedoch nicht.

Auch während der diesjährigen Auswilderung von Jungtrappen ins Fiener Bruch soll die Ablenkfütterung dafür sorgen, dass es nicht zu folgenschweren Seeadler-Angriffen auf die anfänglich  unerfahrenen Jungvögel kommt. Um die Fütterungsstelle pausenlos mit Fallwild bestücken zu können, ruft die Projektkoordinatorin alle Jäger, deren Reviere sich rund um das Fiener Bruch befinden, zur Mithilfe auf: 

„Bitte unterstützten Sie das Schutzprojekt für den Erhalt der Großtrappe in Sachsen-Anhalt, indem Sie uns ihr Unfallwild zur Verfügung stellen! Nach telefonischer Benachrichtigung unter der Telefonnummer 0174/7141683 wird nach genauen Absprachen rasch für den Abtransport des verunglückten Wildes gesorgt“.

Dorothée März
Förderverein Großtrappenschutz e.V.
Projektkoordination Fiener Bruch
Hof Königsrode, 39307 Tucheim
Mobil: +49 174 71 41 683
Email: dorothee.maerz@grosstrappe.de
www.grosstrappe.de

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