Besuch bei der Great Bustard Group in England
Im Juni besuchten drei Vertreter des Fördervereins das
Wiederansiedlungsprojekt für Großtrappen in Südengland. Die Großtrappe ist hier
wie in ganz England seit den 1830er Jahren ausgestorben. 1998 wurde die Great
Bustard Group (GBR) mit dem Ziel gegründet, diese Art hier wieder anzusiedeln.
Nach mehrjährigen Machbarkeitsstudien wurden seit 2004 Jungtrappen in der
Salisbury Ebene, einer fast steppenartigen Landschaft mit vorwiegend agrarischer
Nutzung und großflächigen militärischen Übungsgeländen, ausgewildert.
Die
Jungtrappen stammten aus der Saratower Region in Russland, wo durch
landwirtschaftliche Arbeiten gefährdete Gelege aufgenommen und künstlich
erbrütet wurden. 2012 gelang sogar erstmals der Transport von Eiern über
tausende Kilometer aus Russland ins Vereinigte Königreich, ohne dass diese
Schaden genommen haben.
Überlebt haben nach neun Jahren Auswilderung lediglich etwas
mehr als zehn Vögel. Unsere britischen Kollegen sind mittlerweile davon
überzeugt, dass der Zugtrieb der russischen Vögel, den bereits der Förderverein
in seinem Saratow-Projekt mittels Satellitentelemetrie nachgewiesen hatte, dazu
führte, dass die meisten Tiere keine geeigneten Überwinterungsgebiete gefunden
haben und verendet sind.
Nur einzelne haben es übers Meer nach Frankreich und
zurück geschafft. 2013 wurden deswegen keine Jungtrappen oder Eier mehr aus
Russland nach England gebracht. Stattdessen wird die GBG versuchen, in anderen
europäischen Einstandsgebieten, in denen Großtrappen keinen Herbst- und
Frühjahrszug unternehmen und nicht gefährdet sind, Jungvögel oder Eier für das
Wiederansiedlungsprojekt in England zu finden.
Seit einigen Jahren arbeitet der GBG mit der RSPB (Royal
Society of the Protection of Birds) im Rahmen eines LIFE+-Projektes (von der EU
geförderte Naturschutzprojekte) eng zusammen. Auf Einladung der
Projektmanagerin, Tracé Williams, besuchten Dorothée März (Projektkoordinatorin
des Schutzprojektes im Fiener Bruch), Marcus Borchert (Vorstand) und Henrik
Watzke (Geschäftsführer) unsere britischen Kollegen.
Ziel des Besuches war ein
Erfahrungsaustausch über Aufzucht und Auswilderung von Jungtrappen. Tracé, ihre
Kollegen und David Waters, Geschäftsführer der GBG, zeigten uns die Auswilderungsplätze und wir
diskutierten ausgiebig über alle Aspekte der Aufzucht, Auswilderung und der
Lebensraumgestaltung. Fasziniert waren wir von der Öffentlichkeitsarbeit der
GBG. Das Wiederansiedlungsprojekt erfährt ein breites öffentliches Interesse
und wird durch viele freiwillige Helfer unterstützt (www.greatbustard.org).
Seit 2007 schmückt die Großtrappe sogar die offizielle Flagge der Grafschaft
Wiltshire (www.wiltshireflag.co.uk).
Im September wird uns Tracé mit einigen ihrer Kollegen während
der Auswilderungsphase unserer Jungtrappen besuchen.
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